Abonnentenbrief vom 28.04.2018

"KWS Saat - Eine Aktie zum Vererben"

Kürzlich wurde ich von zwei Newsletter-Abonnenten auf die größte Portfolioposition, KWS Saat, angesprochen. Es ging vor allem darum, was das Unternehmen so einzigartig macht, und ob der Zusammenschluss der Häuser Bayer und Monsanto eine Gefahr für KWS darstellen würde. In diesem Abonnentenbrief werde ich versuchen, zu diesen beiden Fragen Stellung zu nehmen:

Was macht KWS so besonders?
Es sind rund 18 Monate her, seitdem ich auf meiner persönlichen Webseite zum ersten Mal einen Beitrag über den Saatguthersteller KWS Saat veröffentlicht habe (hier geht’s zum Beitrag). Grob zusammengefasst war ich (bzw. bin immer noch) davon überzeugt, dass KWS über diverse Wettbewerbsvorteile verfügt, und somit dem “Club der unbesiegbaren Unternehmen” gehört:

Marktkonzentration: Nur eine Handvoll von Unternehmen beherrschen heutzutage die globale Produktion im Saatgutmarkt. Dadurch entstehen hohe Zutrittsbarrieren im Markt für neue Firmen,

Nachfrage: Mehrere Megatrends wie Bevölkerungswachstum, Klimawandel und Urbanisierung machen die effizientere Nutzung der übrig gebliebenen (und immer weiter schrumpfenden) Ackerflächen unabdingbar,

Spezialisierung: So wie jeder andere Saatguthersteller ist auch KWS Saat auf wenige Segmente (Zuckerrüben, Mais und Getreide) spezialisiert. Insbesondere im Bereich “Zuckerrüben” genießt das Unternehmen hohe Marktanteile (s. hier, ab Folie 28),

Eigentümerverhältnisse: Das Unternehmen befindet sich seit Generationen im Familienbesitz. Drei Familien (Büchting, Tessner, Oetker) kommen aktuell auf mindestens 70% der Aktien und verfolgen strategische und langfristige Ziele mit ihrer Beteiligung.


Negative Effekte der Bayer/Monsanto Fusion?
Ich bin der Auffassung, dass der Zusammenschluss der Branchenriesen Bayer und Monsanto sich weder negativ noch positiv auf KWS Saat auswirken wird. In keinem der drei Segmente, wo KWS Saat eine aktive Rolle spielt (Mais, Zuckerrübe, Getreide), erhöht sich der Marktanteil des neuen Konstrukts durch die Fusion. Der Deal zwischen Bayer und Monsanto zielt eher auf mehr Dominanz im Agrarchemie-Bereich und nicht im Saatgutmarkt. Auch Desinvestitionen, zu welchen Bayer im Rahmen der Auflagen von Kartellbehörden gezwungen war, beschränken sich auf Geschäftsbereiche (Gemüsesaatgutgeschäft, Saatgutbehandlungsmittel, Forschungsplattform für Weizen-Hybride sowie Glyphosat basierte Herbizide in Europa), die für KWS nicht von Relevanz sind. Somit dürfte die Fusion auch keine positiven Effekte auslösen.


Die einzig positive Nachricht, die letzte Woche Donnerstag offiziell bestätigt wurde, ist der Kaufpreis der Geschäftsaktivitäten, die Bayer an BASF weitergeben musste. In der Berichterstattung heißt es, dass BASF 1,7 Milliarden Euro an Bayer überweisen würde, und die übernommenen Geschäfte im vergangenen Geschäftsjahr auf einen Umsatz von 745 Millionen Euro kämen. Ohne Äpfel mit Birnen vergleichen zu wollen, interpretiere ich das Umsatzmultiple von 2,28 als eine durchaus positive Nachricht für die Bewertung der KWS-Aktie, vor allem wenn man in diesem Fall die begrenzte Verhandlungsmacht von Bayer bedenkt. Zum Vergleich: Die KWS-Aktie wird aktuell mit einem Multiple von 1,82 gehandelt.

Fazit:
Der Markt ist aktuell aus diversen Gründen (Fusion Bayer/Monsanto, fallender Zuckerpreis, saisonale Faktoren, Preisdruck im Getreidemarkt, Unsicherheiten über Russland) relativ pessimistisch gegenüber der Saatgutbranche. Für langfristig orientierte Anleger ist allerdings die KWS-Aktie ein außergewöhnlich gutes Investment. So wie es einst in einem Interview gesagt wurde, handelt es sich bei KWS Saat um eine Anlage, die man nicht an kurzfristigen Tradinggewinnen oder Quartalszahlen messen, sondern im Idealfall vererben sollte.

Beste Grüße und ein schönes Wochenende,

Ihr/Euer Baran Kaya
Frankfurt am Main, 28.04.2018